Pressemitteilung
21.11.2023
Prozess-Solarthermieanlage Kienbaum geht in Betrieb
Im Beisein von Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Brandenburgs Minister für Wirtschaft; Arbeit und Energie, nahm ONTRAS Gastransport GmbH (ONTRAS) am 21.11.2023 im Brandenburgischen Kienbaum (Oder-Spree-Kreis) eine der größten Prozess-Solarthermieanlagen Deutschlands in Betrieb.
165 Solarmodule auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern sorgen hier für Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius. „Damit können wir jährlich bis zu 1,8 Millionen Kilowattstunden Brennstoff einsparen und dadurch bis zu 370 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden,“ erläutert ONTRAS Geschäftsführer Ralph Bahke.
In Kienbaum übernimmt ONTRAS Gas aus dem europäischen Verbundsystem in ihr Netz. Dabei wird der Druck abgesenkt. Durch den Joule-Thompson-Effekt kühlt sich das Gas dabei schlagartig ab. Das kann zu erheblichen Beeinträchtigungen von Armaturen und Leitungen führen. Um das zu vermeiden, wird das Gas vorgewärmt, üblicherweise mit konventionellen Gaskesseln. Bis zu zwei Megawatt davon wird künftig in der neuen Wärmeprozess-Solarthermieanlage erzeugt.
Die Anlage wurde zusammen mit der enertracting GmbH (Kassel) und der Universität Kassel geplant. Zum Einsatz kommen Vakuum-MEGA-Kollektoren von AKOTEC, produziert im Brandenburgischen Angermünde. Ein einzelnes Modul hat eine Fläche von rund 13 Quadratmetern und ist mit 78 zylindrischen Kollektorsäulen bestückt. Die Solarthermie ist so in den Heizkreislauf integriert, dass sich bei geringem Vorwärmbedarf die Gaskessel abschalten und Anlage vollständig die benötigte Wärme bereitstellt. Wird mehr Leistung benötigt, schalten sich die drei Gaskessel in einer Kaskade bedarfsgerecht dazu. Darüber hinaus wird der Wärmebedarf der Station durch einen optimierten Betrieb des Heizkreislaufs und der Kesselanlage verringert, was zusätzlich den Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen der Station senkt.
Historie
Im Jahr 2020 hatte ONTRAS zusätzlich zur bestehenden Anlage in Kienbaum eine neue Gasdruck-Mess- und Regelanlage errichtet und in Betrieb genommen. Damit könnten einem insgesamt bis zu 3,1 Millionen Kubikmetern pro Stunde (Mio. Nm³/h) ins ONTRAS-Netz übernommen werden. Im regulären Betrieb strömten bis zum Wegfall der Erdgasmengen aus Russland etwa 2,2 Mio. Nm³/h über diese Anlage. Aufgrund der Folgen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine haben sich die Gasströme im Netz verändert. Heute übernimmt ONTRAS geringere Gasmengen in Kienbaum, ist aber weiterhin jederzeit für veränderte Gasflüsse und damit wieder steigende Durchsatzmengen vorbereitet, perspektivisch auch für die Übernahme von Wasserstoff. Die Solarthermieanlage reicht nahezu aus, um die derzeit übernommenen Gasmengen komplett CO2-frei vorzuwärmen.
„Künftig wollen wir daher die Anlage weitestgehend wärmegeführt einsetzen und unser Netz so betreiben, dass wir in Kienbaum jeweils genau die Gasmenge übernehmen, die gerade noch komplett über die Solarthermie vorgewärmt werden kann, ohne zusätzlich die Gaskessel einzusetzen. Dadurch erzielen wir die größtmögliche CO2-Vermeidung bei der Gasvorwärmung“, sagt Bahke.